Stehgreifgeschichte, geschrieben auf Twitter zusammen mit @Tutti5001.
Der alte Bullerich saß wie immer am Nachmittag, unter der alten Linde und zählte seinen bunten, kleinen Steinchen. Danach ging er langsam nach Haus, aß etwas Käse und Brot und ging zu Bett. Die Leute sagen, Bullerich sei glücklich.
Am nächsten Tag, als er wie gewohnt unter der Linde saß, hüpfte ein kleines Mädchen fröhlich auf einem Bein vorbei. Sie blieb stehen, schaute einen Moment zu, kniete sich hin und legte aus den Steinchen ein Bild von einem alten Mann unter einer Linde. Bullerich war glücklich.
Bullerich und das einbeinige Mädchen verstanden sich gut. Auch am nächsten und übernächsten Tag, besuchte das Mädchen, sie hieß Populina die Erste, Bullerich erneut. Sie führten lange Gespräche über die Linde und alles was nötig war. Populina die Erste, hatte Kuchen mitgebracht. Kuchen war Bullerichs Liebstes. Aber selber gebacken hatte er noch nie einen. Also fragte er Populina die Erste, ob sie es ihm lehren könnte. Zuerst zierte Populina sich, dann willigte sie ein. Ein Marmorkuchen sollte es werden, denn auch die bunten Steinchen waren aus Marmor.
Bullerich und Populina die Erste, gingen dann zu Bullerichs Haus, um einen Kuchen zu backen. Vorher kehrten sie aber noch bei Meister Ziselich (ein knorriger Altelf) ein und liehen sich einige Zutaten. Die Leute hörten, wir fröhlich beide waren. Sogar der knorrige Ziselich. Ja, der alte Ziselich. Das war auch so einer, der ein bisschen mehr Freude im Leben gebraucht hätte. Man meint ja immer, dass das Elfenleben nur aus Tanzen und Springen besteht – weit gefehlt. Da könnt ich euch Geschichten erzählen …
Aber lassen wir uns nicht ablenken von unseren Protagonisten, sondern folgen ihnen hinein in die etwas unordentliche Küche des alten Bullerich. Populina die Erste störte das zum Glück nicht weiter. Sie hopste auf den Tresen und verlangte lautstark nach einer Rührschüssel. Bullerich wunderte sich, wie Populina die Erste, mit nur einem Bein, so forsch umherhüpfen konnte. Sie war ein ausgesprochen fröhliches Kind und konnte in Windeseile von Trippelstett nach Honighausen kommen. Der alte Bullerich benötigte dafür einen gesamten Tag.
Das Populina so flink war, war gut: Nur so konnte sie hinter den Zwergen herjagen, die im Garten des alten Ziselich ihr Unwesen trieben. Die hatten es sich gemütlich gemacht, unter einem gigantischen, tiefroten Fliegenpilz mit Tupfen wie leuchtende Sterne, der im Schatten einer alten Tanne seinen Weg durch das dichte Moos gebohrt hatte. Dort krakeelten und johlten sie den ganzen Tag und die halbe Nacht.
Bullerich holte nun Holz und heizte seinen kleinen Ofen an. Populina bekam auch einen sicheren Stand von Bullerich. Er war ein flinker Handwerker und schnitzte für Populina ein kleines Bein aus Ebenholz. Populina war schon glücklich, bevor es überhaupt Kuchen gab. Alles war schön. Bullerich heizte das Backöfchen und Populina rührte einen so wunderbaren Kuchen, wie man ihn noch nie gesehen hatte. Noch nirgends auf der Welt. Nicht mal in dem Land, in dem die Schwestern der Nacht, unter kleinen Pilzen wohnten. Ganz bezaubernde Geschöpfe.
Als der Marmorkuchen duftend wie eine Erinnerung an einen Kindergeburtstag aus dem Ofen kam, packen sie Kuchen und Tee ein und machten sich auf den Weg zu ihrer Linde. Tap, tok, tap, tok machte Populinas neues Ebenholzbein auf der Landstraße. Die Sonne strahlte so lieblich vom Himmel, über den nur ein paar Schäfchenwolken miteinander fangen spielten, Bienen summten eifrig um den blühenden Jasmin, ja, der Tag schien so herrlich und frei, als könnte es auf der ganzen Welt kein Unglück oder böses Schicksal geben.
Populina die zweibeinige und erste und Bullerich beschlossen, nun und für lange Zeit zusammenzubleiben. Sie wollen sich Kuchen, Tee und die Linde teilen und auch in Bullerichs Häuschen leben. Und sie wollen Abenteuer planen. Großartige Abenteuer würden es werden.
Aber jetzt wollten sie schlafen. Nur für einige Tage, bis es wärmer wird und die Tage länger. Die Leute sagten, dass beide glücklich sind.